Persönlichkeitsentwicklung in der Praxis

Prioritäten setzen – Warum es gerade jetzt so schwer ist und was wir tun können

Als ich meine ToDo-Liste sah, wollte ich anfangen zu weinen…

Das war der Status quo vor einigen Wochen. Eine Weile später wich die Beklemmung der Panik und die Panik der Gleichgültigkeit. Es hatte alles sowieso keinen Sinn. 140 unerledigte Aufgaben. Wie auch immer…

 

Wie konnte das passieren?

 

Meine Diagnose:

 

1. Corona hat unsere bisherigen Pläne und Prioritäten ganz schön durcheinander geworfen.

Es ist ein bisschen als wäre Corona einmal mit der Planierraupe durch unsere Leben gefahren. Vieles können wir gerade nicht machen, nächsten Monat auch nicht und vielleicht auch nicht in 3 Monaten? Die Unsicherheit der Zukunft macht es schwer, zu entscheiden, was jetzt wichtig ist. Aber genau das heißt Prioritäten setzen: entscheiden, was jetzt wichtig ist.

 

2. Viele Online-Meetings. Und Online-Kurse.

Das bedeutet man verbringt sehr viel Zeit damit, Input zu erhalten und nur sehr wenig Zeit damit, diesen Input wieder zu verarbeiten. Damit schafft man unterm Strich sehr wenig. Der Druck steigt. Gleichzeitig sinkt die Produktivität. Und das ist ein Rezept für Nervosität.

 

3. Neue Lebens- und Arbeitsabläufe

Sie spiegeln sich auch in unserer Gesundheit wieder. Höherer Konsum von Alkohol, Komfort-Essen und dabei weniger Bewegung und andere Arbeits- und Ruhephasen. Schlaf, Ernährung und Bewegung werden vernachlässigt. Auf unserer Gesundheit baut aber alles andere auf. Auch unsere Fähigkeit Entscheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen.

 

Schon einer dieser Punkte würde ausreichen uns aus dem Gleichgewicht zu werfen, aber viele von uns haben alle auf einmal getroffen. Und alle Faktoren schaukeln sich gegenseitig immer wieder hoch. Bis wir gar nicht mehr wissen, was wir überhaupt noch sinnvollerweise tun können oder sollen.

Meine Lösung: aus dem Chaos neue Kraft schöpfen. Entscheidungen da setzen, GENAU DA setzen, wo wir nicht „wissen“, ob es die „richtigen“ Entscheidungen sind. Denn, ganz ehrlich, wann wissen wir das überhaupt mit Sicherheit? Ich behaupte: nie.

 

Und wie machen wir das, wenn wir uns so desorientiert fühlen?

 

Wie wir uns neu ausrichten und orientieren können:

 

1. Gesundheit an erste Stelle setzen.

Ruhe, Erholung, gut zu uns sein. Dinge essen und trinken, die uns wirklich und einfach gut tun. Genießen. Sich Zeit nehmen. Atmen. Und den Mut haben, zu fühlen, was auch immer wir fühlen. Das kann Erschöpfung sein, das kann Müdigkeit sein, das kann Trauer sein. Doch Emotionen sind erstens wichtige Nachrichten von unserem Körper an uns und zweitens ziehen sie wie Wolken vorbei, wenn wir sie zulassen und fühlen. Wenn wir das dagegen nicht tun und Emotionen unterdrücken, halten wir sie „in uns“ fest und stauen sich mehr und mehr an, bis wir physisch oder psychisch dem Druck nicht mehr standhalten können. Und es gibt Vieles, das wir jetzt verarbeiten muss. Das darf und muss seinen Raum haben, damit wir als Menschen funktionieren können und gesund bleiben.

 

2. Das eigene Leben in die Hände nehmen.

Der Mensch gilt als ein Wesen mit freiem Willen. Jenseits philosophischer Debatten halte ich dies für ein äußerst hilfreiches Konzept, das uns ermöglicht, frei und selbstbestimmt einfach zu entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Ob wir da auch ankommen? Das wissen wir vielleicht nicht. Aber ich glaube tief in uns drin wissen wir alle zumindest auf welchen Weg wir uns begeben möchten. Fragen wir uns also: was möchte ich denn eigentlich? Was von dem Vergangenen will ich mitnehmen in die Zukunft und wo will ich die Geschichte einfach mal ganz neu schreiben? Wenn meine Zukunft ganz offen und unbestimmt wäre, wie würde ich wollen, dass sie aussieht? Wenn niemand wüsste, was kommt, was könnte ich alles tun? Wenn mein Leben ein Sandstrand wäre, wo würde ich Linien ziehen, wo eine Sandburg bauen? Wenn mein Leben wirklich MIR gehören würde, wie würde ich es gestalten? So machen wir die Not zur Tugend. Die Ungewissheit zu unserer Chance uns neu zu erfinden.

 

3. Nicht mehr an Impulsen und Aufgaben aufnehmen als wir abarbeiten können.

Stopp zu etwas Neuem, wenn wir noch eine Reihe alter Dinge auf der Liste haben. Und ja, wir können unsere Prioritäten anpassen, wenn nötig. Doch das ist dann unsere BEWUSSTE Entscheidung. Wenn der Kalender voll ist, dann ist er einfach voll. Ende der Diskussion. Und ja, da möchte ich auch Zeit für Schlaf, Erholung und mal einen Spaziergang oder ein leckeres Essen haben.

 

Ich hoffe dieser Artikel kann in der Corona-Zeit Orientierung bieten und eine Perspektive aufzeigen, wie wir die schwierige Situation konstruktiv für uns nutzen können.

Und ja, ich weiß, dass es nicht leicht ist und Mut erfordert, so viele Entscheidungen zu treffen. Und es kostet auch Kraft. Doch der Berg an Aufgaben, den andere für uns haben, wird nicht weniger, außer wir nehmen diese Probleme in die eigenen Hände. Und mit genau diesem Mut können wir uns auch die Pausen und Prozesse gönnen, die wir brauchen. Einfach, weil wir sie brauchen.

Mein Appell ist: setzt euch wieder an das Steuer eures Lebens! Gerade jetzt! Jetzt mehr denn je! Denn niemand weiß, was die Zukunft bringt. Doch über eine Sache haben wir absolut Kontrolle: unsere Entscheidungen. Und es sind unsere Entscheidungen, die die Zukunft gestalten werden.

Eure

Michaela

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