Coaching: Portraits und Tools

Tony Robbins – Neuro Associative Conditioning

Quelle: Anthony Robbins: “Awaken the Giant Within. Take Immediate Control of Your Mental, Emotional, Physical and Financial Destiny”; Simon & Schuster Inc. Australia, Sydney; 1997.

 

Über Tony Robbins

Bereits 1991 erschien die erste Auflage von Anthony (kurz: Tony) Robbins Buch “Awaken the Giant Within. Take Immediate Control of Your Mental, Emotional, Physical and Financial Destiny”.

Tony Robbins gehört inzwischen zu den bekanntesten amerikanischen Life Coaches. Nach eigenen Aussagen gehörten zu seinen Klienten US-Präsidenten, Leistungssportler, millionenschwere Unternehmer und erfolgreiche Schauspieler. Er ist der Autor mehrerer Bücher im Bereich Persönlichkeitsentwicklung (zu denen auch das oben genannte gehört) und in den letzten Jahren Finanzen („Money – Master the Game“ und „Unshakeable) sowie zahlreicher Audio-Formate zu diesen Themen. Zudem ist er bekannt für seine „Seminare“ (z.B. „Unleash the Power Within“ oder „Date with Destiny“, zu welchem vor kurzem auch die Netflix-Dokumentation „I’m Not Your Guru“ entstand), welche einen starken Event-Charakter haben mit Teilnehmerzahlen, die pro Seminar in die Hunderte gehen. Sein Schwerpunkt im Coaching liegt dabei auf der „Transformation“ seiner Klienten. Diese sollen durch seine gezielten Techniken in kürzester Zeit ihren persönlichen „Durchbruch“ erleben, welcher zu dauerhafter Veränderung führen soll. Hierfür findet man zahlreiche Beispiele und „Demonstrationen“ auf YouTube, in denen Menschen in nur wenigen Minuten zwischen starken emotionalen Zuständen wechseln und Tony auf diese Weise vielen geholfen haben soll, die sogar selbstmordgefährdet waren.

 

Tony Robbins und die Neurowissenschaften

Wofür Therapeuten Jahre brauchen – und woran sie manchmal auch ganz verzweifeln – das scheint Tony Robbins in wenigen Minuten zu gelingen. Depressionen überwinden, Ängste bezwingen, Süchte und sogar Stottern beenden. Man fragt sich wie das möglich sein soll. Tonys Antwort: durch die Kenntnis und Anwendung einiger Prinzipien der Neurowissenschaften!

Viele Menschen befinden sich in folgendem Zustand:

„So, with all this immense power at our disposal, why can’t we get ourselves to feel happy consistently?  Why can’t we change a behavior like smoking or drinking, overeating or procrastinating? Why can’t we immediately shake off depression, break through our frustration, and feel joyous every day of our lives?” (p. 116)

Wir wollen glücklich sein, zufrieden, schlank, beliebt, erfolgreich, finanziell gut aufgestellt, gesund und ein Leben voll erfüllender Beziehungen. Nichts davon scheint dabei grundsätzlich unrealistisch oder nicht erreichbar und doch scheitern wir so oft – so oft! – und wissen irgendwann nicht mehr, ob es an uns oder an einer verkorksten Welt liegt.

Das Problem hier sieht Tony darin, dass wir nicht wissen, wie unser Gehirn und unsere Emotionen eigentlich funktionieren. Das gehört nämlich weder zum deutschen noch zum amerikanischen Lehrstoff in der Schule.

We can! Each of us has at our disposal the most incredible computer on the planet, but unfortunately no one gave us an owner`s manual. Most of us have no idea how our brains really work, so we attempt to think our way into change when, in reality, our behavior is rooted in our nervous system in the form of physical connections – neural connections – or what I call neuro-associations.” (p. 116)

 

Der Geist ist willig…

Persönliche Entwicklung oder Veränderung erreichen zu wollen stößt schnell an seine Grenzen, wenn wir nur versuchen anders zu denken. Ich weiß ja, was ich essen sollte und was nicht. Ich weiß auch, dass ich mich nicht so über Kleinigkeiten aufregen sollte oder etwas großzügiger oder liebevoller meinen Mitmenschen gegenüber sein… Und da sitze ich vor einem Stück Kuchen. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach

Aber… wieso nur ist es so schwer?! 🙁

 

… aber die neuronalen Netzwerke sind stark

“When we do something for the first time, we create a physical connection, a thin neural strand that allows us to re-access that emotion or behavior again in the future. Think of it this way: each time we repeat the behavior, the connection strengthens. We add another strand to our neural connection. With enough repetitions and emotional intensity, we can add many strands simultaneously, increasing the tensile strength of this emotional behavior or feeling. This is when we find ourselves compelled to feel these feelings or behave in this way consistently. In other words, this connection becomes […] a neural “super-highway” that will take us down an automatic and consistent route of behavior.

This neuro-association is a biological reality – it`s physical.” (p. 117-118)

Jedes Mal, wenn wir etwas tun, fühlen oder denken passiert etwas im Gehirn. Nervenzellen reagieren, schicken Signale hin und her und so entstehen nach und nach Verknüpfungen, die immer stärker werden, je öfter wir sie beanspruchen. Je öfter wir also in einer bestimmten Situation das gleiche denken, fühlen oder tun, desto stärker werden die neuronalen Netzwerke und je stärker die Netzwerke sind, desto einfacher ist es für uns in der nächsten Situation wieder das gleiche zu denken, zu fühlen oder zu tun. Diese neuronalen Verknüpfungen sind also nicht nur „theoretische“ Assoziationen oder abstrakte Verbindungen, sondern sie sind in wahrstem Sinne des Wortes zu einem Teil unseres Gehirns, zu einem Teil von uns geworden.

“We unconsciously develop these neuro-associations by allowing ourselves to indulge in emotions or behaviors on a consistent basis. Each time you indulge in the emotion of anger or the behavior of yelling at a loved one, you reinforce the neural connection and increase the likelihood that you`ll do it again. The good news is this: […] If you`ll just stop indulging in a particular behavior or emotion long enough, if you just interrupt your pattern of using the old pathway for a long enough period of time, the neural connection will weaken and atrophy. Thus the disempowering emotional pattern or behavior disappears with it. We should remember this also means that if you don`t use your passion it´s going to dwindle. Remember: courage, unused, diminishes. Commitment, unexercised, wanes. Love, unshared, dissipates.” (p. 118-119)

Diese Verknüpfungen können nun aber nicht nur durch Wiederholung – Konditionierung – gestärkt werden. Sie können auch wieder schwächer werden, indem wir die Wiederholung unterbrechen. Den Gedankengang nicht fortführen, uns emotional auf etwas anderes konzentrieren oder uns „zwingen“ etwas anderes zu tun – und sei es nur ein anderes Gesicht zu machen oder unseren Körper anders zu halten. Unterbrechen wir die Ausführung der Verknüpfung schwächen wir diese. Und je schwächer die Verknüpfung wird, desto weniger neigen wir dazu die gewohnte Handlung weiter auszuführen. Wir gewöhnen es uns ab.

 

Neue Gewohnheiten konditionieren – in kürzester Zeit

Wer sich schonmal versucht hat etwas Ungeliebtes abzugewöhnen, weiß, dass dies oft ein langwieriger und mühsamer Prozess ist mit unzähligen Versuchungen am Wegesrand. Nicht jeder schafft es bis ans Ende dieser oft harten Reise. „Dann gewöhn`es dir einfach ab!“ kann da wohl kaum die Antwort darauf sein.

Tony zufolge ist das allerdings gar nicht nötig. Alles, was es brauche, sei ein einziger Moment: einen Durchbruch. Und wie man diese möglichst schnell und effektiv erzeugen kann, damit beschäftigt er sich seit dem Anfang seiner Karriere.

Eine seiner Antworten darauf nennt er Neuro Associative Conditioning (etwa: „Neuro-assoziative Konditionierung“). Diese Technik hat Tony sich markenrechtlich schützen lassen. Sie funktioniert folgendermaßen:

“What the science of Neuro-Associative Conditioning offers is six steps that are specifically designed to change behavior by breaking patterns that disempower you. […] Any time you experience significant amounts of pain or pleasure, your brain immediately searches for the cause. It uses the following three criteria:” (p. 119)

Das Ziel der Neuro-assoziativen Konditionierung ist ein unerwünschtes Verhalten hin zu einem erwünschten Verhalten zu ändern. Zum Beispiel das Rauchen aufzugeben. Diese Art der Konditionierung beruht dabei auf der Grundannahme, dass das Gehirn immer dann, wenn es starke Schmerzen oder ein starkes Wohlbefinden erfährt, im unmittelbaren Umfeld nach einem Grund, einer Ursache dafür sucht.

  1. „Your brain looks for something that appears to be unique. […]

  2. Your brain looks for something that seems to be happening simultaneously. […]

  3. Your brain looks for consistency.

If you`re feeling pain or pleasure, your brain begins to immediately notice what around you is unique and is happening simultaneously. If the element that meets these two criteria also seems to occur consistently whenever you feel this pain or pleasure, then you can be sure that your brain will determine that it is the cause. The challenge in this, of course, is that when we feel enough pain or pleasure, we tend to generalize about consistency. I`m sure you`ve had someone say to you, “You always do that,” after you`ve done something for the first time. Perhaps you`ve even said it yourself.

Because the three criteria for forming neuro-associations are so imprecise, it is very easy to fall prey to misinterpretations and create what I call false neuro-associations. That`s why we must evaluate linkages before they become a part of our unconscious decision-making process. So often we blame the wrong cause, and thereby close ourselves off from possible solutions.” (p. 119)

Das Gehirn suche dabei 1. nach etwas Ungewöhnlichem oder Ungewohntem; 2. müsse dieses Ungewöhnliche gleichzeitig mit der starken Empfindung auftreten und 3. müsse die Verbindung der Emotion und des ungewöhnlichen Umstandes wiederholt auftreten, sodass ihre Verbindung konsistent erscheint. Werden diese Kriterien erfüllt, dann würde das Gehirn eine Ursache-Wirkungs-Beziehung annehmen.

Dabei würden besonders starke Emotionen zu einer schnelleren Verknüpfung führen und so auch zu Aussagen wie: „Du machst das immer so!“, die in zwischenmenschlichen Beziehungen oft zu Problemen führen. Für ebenfalls problematisch hält Tony „falsche Neuro-Assoziationen“, in denen die Ursache, von außen betrachtet, gänzlich unpassend scheint und für den Betroffenen i.d.R. auch Probleme verursacht.

“Even more insidious are mixed neuro-associations, the classic source of self-sabotage. If you`ve ever found yourself starting to accomplish something, then destroying it, mixed neuro-associations are usually the culprit. Perhaps your business has been moving in fits and starts, flourishing one day and floundering the next. What is this all about? It`s a case of associating both pain and pleasure to the same situation.” (p. 120)

Schlimmer noch als “falsche” Neuro-Assoziationen seien jedoch “gemischte”. Laut Tony sind sie die klassische Ursache für Selbstsabotage. Wenn man mit einer Situation oder Handlung – zum Beispiel der Arbeit – sowohl Schmerz als auch Wohlbefinden verbinde, dann würde dies zu inkonsistenten Verhaltensweisen führen wie ein Projekt einmal voranzubringen und ein anderes mal zu vernachlässigen.

“What happens when you get to a point where you feel that you`re going to have pain no matter what you do? I call this the pain-pain-barrier. Often, when this occurs, we become immobilized – we don`t know what to do. Usually we choose what we believe what will be the least painful alternative. Some people, however, allow this pain to overwhelm them completely and they experience learned helplessness.

Using the six steps of NAC will help you to interrupt these disempowering patterns. You will create alternative pathways so that you`re not just “wishing” away an undesired behavior, or overriding it in the short term, but are actually rewiring yourself to feel and behave consistent with your new, empowering choices. Without changing what you link pain and pleasure to in your nervous system, no change will last.” (p. 122)

Zuletzt beschreibt Tony noch eine besonders ausweglose Situation. Eine, in der jede Option, die man hat, zu einem schmerzhaften Ergebnis führt. Normalerweise entscheiden wir uns in so einer Situation für die Möglichkeit, die am wenigsten schmerzhaft ist. Ist so eine Option allerdings nicht verfügbar, so wäre die Folge innere Erstarrung, Handlungsunfähigkeit und erlernte Hilflosigkeit.

 

Die Methode: Neuro Associative Conditioning

Tony Robbins Methode der Neuro-assoziativen Konditionierung soll helfen aus selbst der schlimmsten dieser Situationen und „schlechten Gewohnheiten“ herauszukommen. Dafür brauche es 6 Schritte:

NAC[1] Master Steps:

  1. Decide what you really want and what`s preventing you from having it right now.
  2. Get leverage: associate massive pain to not changing now and massive pleasure to the experience to changing now!
  3. Interrupt the limiting pattern.
  4. Create a new, empowering alternative.
  5. Condition the new pattern until it`s consistent.
  6. Test it!

 

  1. Entscheide, was du wirklich willst und was dich davon abhält das genau jetzt zu haben
  2. Finde einen Hebel: verbinde massiven Schmerz damit dich jetzt nicht zu verändern und große Freude damit dich jetzt zu verändern.
  3. Unterbrich die Assoziation in dem Moment, wo sie auftritt.
  4. Schaffe eine neue, dich bestärkende Alternative.
  5. Konditioniere das neue Verhalten bis es mühelos abläuft.
  6. Teste es!

 

Kannst du dir vorstellen, dass auch dir diese Methode helfen könnte eine Gewohnheit abzulegen, die dich schon lange bedrückt oder einschränkt? Erzähle mir in einem Kommentar von deinen Eindrücken und Erfahrungen!

Eine weitere Erläuterung von Tony Robbins NCA sowie ein Erfahrungsbericht von mir erfolgen in einem zukünftigen Blogartikel.

 

Bis dahin wünsche ich euch eine gute Woche,

Michaela Vogl

 

[1] Neuro Associative Conditioning. Folgende Aufzählungspunkte entsprechen den Hauptüberschriften von Kapitel sechs von Awaken the Giant Within.

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