MentalesPersönlichkeitsentwicklung in der Praxis

Fokus – wie meine Aufmerksamkeit meine Emotionen lenkt

Ich wollte nicht mehr. Ich konnte nicht mehr. Es konnte einfach nicht mehr so weitergehen.

Ich war in einem Kreislauf aus Negativität gefangen. Dinge, Umstände und Personen von außen, die mich bedrückten. Die ich mich bedrücken ließ. Schuldgefühle. Vieles, was deswegen nicht fertig wurde. Blockade. Schuldgefühle. Der Wunsch Verantwortung für mein Leben übernehmen zu können. Die Angst vor dem Versagen. Die Realität des Versagens. Und eine neue Schicht Schuldgefühle. Es war ein Strudel, der mich immer weiter nach unten zog. Ohne Ausweg, ohne Hoffnung, ohne Hilfsmittel.

Ja, es fehlte mir ein Hilfsmittel. Im Nachhinein würde ich sogar sagen, es fehlten mir viele Hilfsmittel.

Doch zum Glück suchte ich weiter. Mit jedem bisschen Kraft, das ich noch aufbringen konnte und mit jedem daraus neu gewonnenen Fünkchen Hoffnung. Und zum Glück fand ich irgendwann etwas Hilfreiches. Ich fand jede Menge Tutorials und How Tos. Doch am allerwichtigsten war: ich fand Menschen, zu denen ich mich zugehörig fühlte.

Ich fand Menschen, die so ähnlich dachten wie ich. Ich fand Menschen, die glaubten, man könne ein schönes, positives Leben führen – trotz aller realen Sorgen und Probleme. Denn ich fand Menschen, die Denksysteme und Gewohnheiten an der Hand hatten, mit denen man diese Probleme lösen, behandeln und ansehen konnte, ohne daran zugrunde zu gehen.

 

Es tat so gut, diese Menschen zu sehen und zu hören – und wenn es nur im Video- oder Audioformat war. Aber es war menschlich und ich konnte eine Beziehung zu ihnen Personen aufbauen. Eine Beziehung, wie ich sie zu Büchern nie hatte aufbauen können – egal von wem oder wie gut geschrieben sie waren. Ich konnte ihre Körpersprache sehen und die mitschwingenden Töne in ihrer Stimme hören. Und so konnte ich sehen, ob sie wirklich hinter dem standen, was sie sagten oder ob es nur leere Worte waren. Doch wieder und wieder hatte ich den Eindruck, dass sie selbst nicht nur an das glaubten, was sie predigten, sondern mit ihrer Person auch dafür einstanden und das Gesagte auch selbst lebten.

Doch sobald ein Video oder eine Audiodatei endeten, sobald endete auch mein Input und mein negativer Gedankenstrudel hatte mich wieder. All die Positivität und Hoffnung, die ich eben noch verspürt hatte, jetzt war sie wieder außerhalb meiner Reichweite, außerhalb meiner „Realität“.

Aber ich war bestärkt in meiner Haltung. Mehr als je zuvor. Und ich wusste, wenn ich wieder auf einen grünen Zweig kommen möchte, Dinge und Projekte wieder erfolgreich vorantreiben möchte, dann brauche ich dafür Kraft, Fokus und eine stabile Grundhaltung. Ich brauchte das Gefühl, das ich beim Sehen dieser Videos hatte, als Dauerzustand. Und praktischerweise gab mir jedes einzelne Video immer wieder Tipps, wie ich diesen Zustand erreichen können sollte: eine positive Morgenroutine, gesunde Ernährung, viel Bewegung, Dehnen, Atmen, sich realistische Ziele stecken, kleine Dinge wertschätzen und vieles, vieles mehr. Davon konnte ich zwar immer nur einen winzigen Bruchteil umsetzen, aber das reichte schon.

 

„Whatever you focus on, you will feel.“ – Tony Robbins.

Ich begriff, dass mein negativer Gedankenstrudel nach einem wichtigen Prinzip funktionierte. Ich fokussierte mich wieder und wieder und immer stärker auf alles, was schief lief, mir nicht gefiel, mich bedrückte oder ärgerte. Und das mit täglicher Disziplin und einem beeindruckenden Durchhaltevermögen. Und so stellte ich neurobiologisch sicher, dass ich mich konsistent schlecht fühlte.

Leider gelang es mir nicht diesen Zirkel „aus eigener Kraft“ zu durchbrechen, d.h. an etwas anderes zu denken und zum Beispiel all die Dinge wertzuschätzen, die ich besaß. Doch solange ich jemandem zuhören konnte, der konstruktiv dachte und so meine Aufmerksamkeit immer wieder auf meine Handlungsmöglichkeiten lenkte, solange konnte ich auch selbst konstruktiv denken. So lange dreht der negative Kreis sich nicht weiter. Und ich begriff auch, dass diese einfach Handlung des Zuhörens schon allein auf lange Sicht helfen würde, da:

  1. Wir können uns nicht bewusst auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren.
  2. Wir können nicht gleichzeitig zwei dominante Emotionen wie Ärger und Freude, Zuversicht oder Verzweiflung spüren.
  3. Gedanken können Gefühle verursachen – wenn ich an etwas Schönes denke, freue ich mich und wenn ich an etwas Schmerzhaftes denke, dann leide ich.
  4. Gedankenkreise bestehen aus starken zirkulären Assoziationen, die als Nervenverbindungen eine biologische Realität haben. Nervenverbindungen werden durch Wiederholung gestärkt und durch Vernachlässigung geschwächt. Je öfter ich eine Assoziation also unterbrechen oder unterbinden kann, desto schwächer wird sie bis sie irgendwann nicht mehr spürbar ist.

Und so wiederholte ich das Zuhören. Viele Stunden, Tage, Wochen und Monate lang. Und irgendwann begann ich die Veränderung zu bemerkten. Irgendwann wurden die Pausen zwischen meinen negativen Gedanken und Gefühlen immer größer. Inzwischen gehören sie nicht mehr zu meinem Alltag, sondern sind seltene Unterbrechungen geworden.

Es hatte sich etwas verändert.

Heute kann ich positive Gedankengänge und -kreisläufe erzeugen. Und so konstruktiv wie ich denke, so gut fühle ich mich auch.

 

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